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Psychopharmaka können die Symptome psychischer Störungen nicht dauerhaft lindern

Verfasst: 14.09.2016 20:58
von Murmeline
Psychopharmaka sind keine Lösung: Forscher äußern Kritik

Die derzeit verfügbaren Medikamente können die Symptome psychischer Störungen nicht dauerhaft lindern. Zu diesem Schluss kommen die Psychologen Prof. Dr. Jürgen Margraf und Prof. Dr. Silvia Schneider von der Ruhr-Universität Bochum in einem Kommentar in der Zeitschrift „EMBO Molecular Medicine“.

Margraf und Schneider tragen zahlreiche Belege zusammen, die gegen eine nachhaltige Wirkung von Psychopharmaka sprechen. Medikamente gegen Depression, Angststörungen und das Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätssyndrom wirken nur kurzfristig; setzt der Patient sie ab, kehren die Symptome zurück. So lautet das Fazit der zitierten Studien. Eine langfristige Einnahme der Arzneien könne sogar negative Folgen haben, etwa ein gesteigertes Risiko für eine chronische Erkrankung oder erhöhte Rückfallraten.

Psychotherapien wie die Kognitive Verhaltenstherapie erzielen laut den Autoren hingegen langfristig deutlich besser anhaltende Effekte. „Das Hauptproblem mit der Psychotherapie sind nicht die Wirksamkeit oder Kosten“, sagt Silvia Schneider. „Es ist die mangelnde Verfügbarkeit.“ Während Psychopharmaka schnell verabreicht werden könnten, müssten Betroffene oft lange auf einen Therapieplatz warten.

Die Bochumer Psychologen befassen sich in ihrem Artikel auch mit der Frage, warum es nach 60 Jahren intensiver Forschung keine besseren Therapieoptionen gibt. Verantwortlich ist ihrer Meinung nach die weit verbreitete Vorstellung, psychische Störungen könnten sich allein mit biologischen Konzepten erklären lassen.

„Es ist heute Standard, den Patienten und der Öffentlichkeit zu erzählen, dass ein aus dem Lot geratenes Neurotransmittersystem die Ursache für psychische Erkrankungen ist“, erklärt Jürgen Margraf. Dabei sei nach wie vor nicht klar, ob dieses Phänomen Ursache oder Folge sei. Soziale Faktoren dürften nicht vernachlässigt werden. Auch die starren Kategorien von „krank“ und „gesund“ seien bei psychischen Störungen mit ihren vielen unterschiedlichen Ausprägungen nicht hilfreich, so Schneider und Margraf.

Die Autoren fordern, die Forschung zu biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren besser zu verzahnen und den engen Blick auf mögliche biologische Ursachen zu weiten. Große Pharmaunternehmen müssten das Marketing im Bereich Psychopharmaka zurückfahren. Außerdem sollten Betroffene schneller Zugang zu psychotherapeutischen Angeboten bekommen.
Quelle der Zusammenfassung: http://medizin-aspekte.de/psychopharmak ... ern-kritik

Ausschnitt Originaltext:
So perhaps, we should not withdraw medications at all? This is exactly what has happened during the past decade in the developed countries, and it has had a host of negative long‐term effects. Psychotropic medications are classically given for long periods of time, in reality often much longer than officially acknowledged. It is easily understandable that taking psychoactive drugs would alter the targeted neurotransmitter systems over time. Among negative clinical outcomes of long‐term antidepressant use are increasing chronicity and heightened relapse rates for depression and an elevated risk of moving from unipolar to bipolar affective disorder, especially in younger patients (Fava, 2003; Whitaker, 2010; Andrews et al, 2012). The continued use of antidepressants may also propel depression to a more malignant and treatment‐unresponsive course. Compensatory neural adaptations after drug withdrawal may result in “withdrawal symptoms and increased vulnerability to relapse” (Fava, 2003). In adolescents, use of stimulants and antidepressants may lead to juvenile bipolar illness.
Originalquelle:
From neuroleptics to neuroscience and from Pavlov to psychotherapy: more than just the “emperor's new treatments” for mental illnesses?
Jürgen Margraf, Silvia Schneider
http://embomolmed.embopress.org/content ... .201606650

Psychotherapie - Reden statt schlucken

Verfasst: 19.09.2016 19:42
von Sommersprosse
Die derzeit verfügbaren Medikamente können die Symptome psychischer Störungen nicht dauerhaft lindern.
Psychologische Betreuung wäre ein weit effizienterer und nebenwirkungsfreier Ansatz, legt nun eine umfangreiche Studie nahe.

Medikamente helfen langfristig nicht gegen psychische Störungen – diese Meinung vertreten die Bochumer Psychologen Prof. Margraf
und Prof. Schneider der Ruhr-Universität
. In zahlreichen Studien haben sie Daten zusammengetragen, die eine nachhaltige Wirkung von Psychopharmaka infrage stellen, teils sogar negative Folgen bei längerer Einnahme dokumentieren.

Dauerhaft wirksamer seien laut dem Forscherteam Psychotherapien. Die Autoren fordern, psychische Krankheiten nicht allein auf biologische Ursachen zu reduzieren, sondern Forschung zu biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren besser zu verzahnen.

hier geht es zum ganzen Beitrag
Originalpublikation

Quelle | DocCheck News | Artikel vom 19. September 2016

***

Ruhr-Universität Bochum
Fakultät für Psychologie
Klinische Psychologie Und Psychotherapie

Prof. Dr. Jürgen Margraf

Ruhr-Universität Bochum
Fakultät für Psychologie
Klinische Kinder - und Jugendpsychologie

Prof. Dr. Silvia Schneider

Quelle | Ruhr-Universität Bochum

Das fortschreiten dieser Entwicklung, zum Wohle des Patienten, möge sich weiter so entwickeln !!!

Viele liebe Grüße schickt euch Sommersprosse (n) Bild

Psychopharmaka sind keine Lösung: Forscher äußern Kritik

Verfasst: 05.01.2017 15:01
von Sommersprosse
Die derzeit verfügbaren Medikamente können die Symptome psychischer Störungen nicht dauerhaft lindern. Zu diesem Schluss kommen die Psychologen Prof. Dr. Jürgen Margraf und Prof. Dr. Silvia Schneider von der Ruhr-Universität Bochum in einem Kommentar in der Zeitschrift „EMBO Molecular Medicine“.

Margraf und Schneider tragen zahlreiche Belege zusammen, die gegen eine nachhaltige Wirkung von Psychopharmaka sprechen. Medikamente gegen Depression, Angststörungen und das Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätssyndrom wirken nur kurzfristig; setzt der Patient sie ab, kehren die Symptome zurück. So lautet das Fazit der zitierten Studien. Eine langfristige Einnahme der Arzneien könne sogar negative Folgen haben, etwa ein gesteigertes Risiko für eine chronische Erkrankung oder erhöhte Rückfallraten.

Psychotherapien wie die Kognitive Verhaltenstherapie erzielen laut den Autoren hingegen langfristig deutlich besser anhaltende Effekte. „Das Hauptproblem mit der Psychotherapie sind nicht die Wirksamkeit oder Kosten“, sagt Silvia Schneider. „Es ist die mangelnde Verfügbarkeit.“ Während Psychopharmaka schnell verabreicht werden könnten, müssten Betroffene oft lange auf einen Therapieplatz warten.

Die Bochumer Psychologen befassen sich in ihrem Artikel auch mit der Frage, warum es nach 60 Jahren intensiver Forschung keine besseren Therapieoptionen gibt. Verantwortlich ist ihrer Meinung nach die weit verbreitete Vorstellung, psychische Störungen könnten sich allein mit biologischen Konzepten erklären lassen.

„Es ist heute Standard, den Patienten und der Öffentlichkeit zu erzählen, dass ein aus dem Lot geratenes Neurotransmittersystem die Ursache für psychische Erkrankungen ist“, erklärt Jürgen Margraf. Dabei sei nach wie vor nicht klar, ob dieses Phänomen Ursache oder Folge sei. Soziale Faktoren dürften nicht vernachlässigt werden. Auch die starren Kategorien von „krank“ und „gesund“ seien bei psychischen Störungen mit ihren vielen unterschiedlichen Ausprägungen nicht hilfreich, so Schneider und Margraf.

Die Autoren fordern, die Forschung zu biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren besser zu verzahnen und den engen Blick auf mögliche biologische Ursachen zu weiten. Große Pharmaunternehmen müssten das Marketing im Bereich Psychopharmaka zurückfahren. Außerdem sollten Betroffene schneller Zugang zu psychotherapeutischen Angeboten bekommen.

Quelle | Medizin Aspekte - medizin-aspekte.de | Artikel vom 12. September 2016
Textquelle | EMBOpress - embomolmed.embopress.org


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Fakultät für Psychologie
Klinische Psychologie Und Psychotherapie
Prof. Dr. Jürgen Margraf
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Fakultät für Psychologie
Klinische Kinder - und Jugendpsychologie
Prof. Dr. Silvia Schneider

Quelle | Ruhr-Universität Bochum

Re: Psychopharmaka sind keine Lösung: Forscher äußern Kritik

Verfasst: 05.01.2017 15:27
von Annanas
Hallo Sommersprosse :) ,
danke für den Artikel - es ist wirklich gut, daß du sie hier reinstellst - da kann man mal sehen, was so veröffentlicht wird.
Mir stößt nämlich hier etwas ganz bitter auf:
Sommersprosse hat geschrieben: Medikamente gegen Depression, Angststörungen und das Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätssyndrom wirken nur kurzfristig; setzt der Patient sie ab, kehren die Symptome zurück. So lautet das Fazit der zitierten Studien.
Die kurzfristige Wirkung okay, aber nach dem Absetzen kehren die Symptome zurück :o , ob sie da nicht die falschen
Schlüsse aus den Studien gezogen haben?!

Hört sich sehr nach Absetzsymptomen an - es ist so traurig - auch in diesem Artikel ist davon keine
Rede u. sowas wird dann wieder in den Medien veröffentlicht - ist ja nur die halbe Wahrheit!! :evil:

Liebe Grüße von Anna