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Das Leben nach dem Absetzen im Allgemeinen

Verfasst: 04.02.2019 17:15
von Flummi
Hallo,

gerade schwanke ich, ob ich mich abmelden sollte, weil ich keine Medikamente mehr nehme oder ob ich diesen Thread aufmache, um einen Erfahrungsaustausch zu haben mit anderen, die "auf Null" sind.
Für das Abmelden spricht, dass mir das nicht unbedingt gut tut, viele schlechte Erfahrungen zu lesen, Absetzsymptome etc. eigentlich das, was mir vorher gut getan hat, um informiert zu sein, ist nun ein Trigger: wird es bei mir auch so kommen oder werde ich verschont bleiben?

Auf der anderen Seite interessiert mich, wer hier gar keine Medikamente mehr nimmt und gern ein bisschen Feedback da lassen mag, wie es ihm geht.

Ich bin nun 3 Monate auf Null und merke, dass trotz aller Dinge, die immer wieder kommen und gehen (Angstgefühle zB, Übelkeit etc.) die Freude zu leben überwiegt, die ich gern mit anderen teile.

Wie geht es Euch?

Viele Grüße,
Claudia

Re: Das Leben nach dem Absetzen im Allgemeinen

Verfasst: 04.02.2019 18:16
von houelle1
Liebe Claudia :)

welch gute Idee - wo doch heute eh mal wieder ein :censored: Tag nach Null ist.

Ich bin jetzt gut 10 Monate 'ohne'. Was soll ich sagen?
Meine 'Baustellen', die ich immer schon hatte - vor allem hyochondrische und andere Ängste - sind schon wieder vermehrt da. Es muss mir, körperlich, sehr gut gehen, damit nicht gleich wieder eine Angstwelle ins Rollen kommt. Beim kleinsten Zipperlein ist es ärger und schwieriger als vor PP-Einnahme. Ich versuche in Therapien auch daran zu arbeiten, das bringt mir aber nur beschränkt was, wie ich finde.

Woran es auch noch hakt sind Belastbarkeit und Unternehmungen mit anderen. Ich bin am Arbeiten und deshalb bin ich meistens einfach nur froh, zu Hause zu sein und den Tag erledigt zu haben. Stress ist sicher nach wie vor ein riesen Trigger.

Was schön ist - und schöner als je: Ich kann kleine (Alltags)Dinge ganz intensiv empfinden und genießen - sicher besser oder vielmehr anders als vor den PP, da ich oft einfach nur dankbar bin für 'ruhige' Minuten. Außerdem habe ich derzeit kaum noch depressive Verstimmungen und kaum noch Probleme mit Appetit oder Schwindel - das war in der Absetzphase ganz ganz massiv. Auch DR/DP lässt sich einigermaßen in Schach halten. (Ausnahmen, Wetterumschwünge, PMS, bei Zucker und Koffein nicht aufgepasst)

So long,

Houelle

Re: Das Leben nach dem Absetzen im Allgemeinen

Verfasst: 04.02.2019 20:09
von Arianrhod
Hallo ihrs,
Flummi hat geschrieben: 04.02.2019 17:15 Auf der anderen Seite interessiert mich, wer hier gar keine Medikamente mehr nimmt und gern ein bisschen Feedback da lassen mag, wie es ihm geht.
laut meiner Signatur bin seit 2014 auf Psychopharmaka- 0 .

Ich hoffe sehr, dass ihr weiterschreibt.
Gerade eure Erfahrungen und eure Vorbilder sind doch wichtig für alle , die auf dem Weg sind. Es ist zu schaffen und es lohnt sich, und das nicht nur in der Theorie, sondern ihr seid wirkliche , existierende Menschen, die abgesetzt haben.
Und es ist auch klar, dass wir nicht im Elysium der ewig Seeligen leben, Auf und Ab, Rückfälle, Zweifel, Probleme, all das ist auch zukünftig da und wird vielleicht auch nie aufhören. Manche hier haben sich auch die somatische Gesundheit beeinträchtigt, so wie im Thread über Polyneuropathie durch Pp.

Alles Gute :group:

Gruß Arianrhod

Re: Das Leben nach dem Absetzen im Allgemeinen

Verfasst: 09.02.2019 21:58
von Unglaublich
Hallöchen,

Die Überlegung mich abzumelden hatte ich auch schon. Denn manchmal belastet es mich sehr, wenn ich lese, wie andere kämpfen, um die PP los zu werden. Weil ich dann oft das Gefühl bekomme, das einfach nicht auf die Erfahrungen gehört wurden, die hier geschrieben werden. Aber auf der anderen Seite hilft es mir, wenn ich hier nach lesen kann, wenn es ein schlechter Tag ist. Viele glauben ja auch nicht, das es noch nach Monaten zu Absetzbeschwerden kommen kann. Geht mir ja genauso. Zumal mich erneut meine Muskeln ärgern. Füß- und Wadenkrämpfe, Rückenmuskulatur aber es sind nur Muskelverhärtungen, trotz Übungen geht's nie ganz weg. :evil:
Man hat lange mit dem Mist zu kämpfen. :sports:
Heute bräuchte mir keiner mehr mit PP's kommen. Von wegen: " die machen nicht abhängig " :frust: :evil: :censored:

Also werde ich ab und zu hier rein schauen, um auch selber Kraft hier zu tanken :pillowtalk: und wenn's zu sehr belastet mache ich die Forumseite zu. :bettzeit: :whistle:

Re: Das Leben nach dem Absetzen im Allgemeinen

Verfasst: 25.02.2019 14:05
von LenaLena
Hallo,

hier, ich bin ganz ohne Medikamente :-) Seit August 2017.
Wie ihr in meiner Signatur sehen könnt, habe ich zu schnell abgesetzt und habe seither deshalb mit den Nachwirkungen zu kämpfen. Ich habe allerdings nicht nachgegeben, ich habe weder eindosiert noch gedeckelt - Augen zu und durch. Auch wenn das über ein Jahr lang der absolute Horror war und auch jetzt noch oft ein Kampf ist.
Ich habe nichts mehr genommen und nehme auch nichts mehr.

Wie es mir geht, könnt ihr in meinem Thread nachlesen, aber an sich merke ich laufend, wie alles langsam besser wird, wie der Körper sich wieder einkriegt. Man muss eben die Geduld haben, es auszusitzen. Ich lese unheimlich viel auch in anderen Online-Gruppen und Foren zum Thema, und daher weiß ich, dass es nun mal einige Jahre dauert, bis man geheilt ist, bis der Körper alles wieder repariert hat. Da gibt es keine Ausnahmen und Abkürzungen.
Ich wusste daher auch von Anfang an, dass ich mir keine Diagnosen wegen irgendwelcher Symptome anhängen lassen möchte (Gelegenheiten mit auch langanhaltenden Symptomen wären genug dagewesen und sind es noch), da ich felsenfest überzeugt bin, dass das alles der Entzug ist und es somit ausheilen wird.

Ich habe auch noch z.B. mit Muskelverspannungen/-verhärtungen zu kämpfen wie du, @Unglaublich :) Auch mal mit Sehstörungen, Lichtempfindlichkeit oder etwas Schwindel. Und Nahrungsunverträglichkeiten als Folge von den Antidepressiva.
Aber alles kein Vergleich zum letzten Jahr. Ich hatte so schlimme Nervenschmerzen damals, über 10 oder 11 Monate lang und dann noch einige Monate etwas weniger intensiv. Ist weg :)
Ich hatte Panikattacken (bzw wohl eher ein enthemmtes Nervensystem) über Stunden, ich konnte lange nicht aus dem Haus gehen. Das ist völlig weg. Ich habe nicht mal mehr Panik, wenn ich Stress ausgesetzt bin, auch wenn Stress immer noch andere Symptome auslöst und ich sehr auf mich achten muss.

Ich hab jetzt über 1,5 Jahre auf Null hinter mir, und es geht weiter :fly:

Hey Arianrhod :)
Arianrhod hat geschrieben: 04.02.2019 20:09 laut meiner Signatur bin seit 2014 auf Psychopharmaka- 0 .

Soweit ich in deiner Signatur sehe, hast du erst 2016 Pregabalin ausgeschlichen, d.h. du bist erst seit 2016 auf Null :)
Gib die Hoffnung nicht auf, du bist in dem Fall ca 2,5 Jahre auf Null, das ist ein völlig normaler Zeitrahmen, wo sich noch viel tun kann!! Du wirst garantiert noch vieles los, wenn ich mir andere Berichte so als Referenz ansehe.
Ich habe im Thread "Polyneuropathie" schon von dir was gelesen, da ich für eine Bekannte etwas nachlesen wollte. Ich hatte auch lange solche Schmerzen, als wäre ich in einen Autounfall geraten oder in ein Feuer, und die sind weggegangen, ganz von alleine. Und meine Bekannte hat dieses Kribbeln (ohne Schmerzen), schon seit bald 2 Jahren nach Null, auch ausgelöst durch AD, und auch das wird weniger!
Man darf niemals zu früh aufgeben und niemals nie sagen :-)
Im amerikanischen Forum sind Leute, die haben auch mal 4 oder 6 Jahre durchgehalten und alles ging von selber weg. Mit dieser langen Zeitspanne sind die echte Helden :fly:

LG Lena

Re: Das Leben nach dem Absetzen im Allgemeinen

Verfasst: 18.03.2019 00:55
von dragon4277
Hallo ihr lieben,

aus meiner signatur erkennt ihr wie langsam ich insgesamt reduziere. Ich reduziere seit 2014 amisulprid in einem ganz anderen verhältnis als die meisten hier im Forum.

Ich hab nicht vollständig reduziert. Kann euch aber sagen das der nachhall nach einer teil reduktion schon mindestens 1 Jahr dauert.

Und ich denke einfach das man wenn man in einem interwall von 4-6 wochen reduziert diesen nachhall gar nicht bemerkt.

Wenn ich mich selbst mit anderen vergleiche :

Diejenigen die sich dann an die 10% regel bei 4-6 wochen gehalten haben

und ich der 33% dann aber für 1jahr

dann kann ich ruhigen gewissen behaupten das der entzug bei mir und bei den anderen die selbe dauer hat.

sprich ihr reduziert schneller landet dafür aber in einem nachentzug.

Ich reduziere grösser aber langsamer dafür erlebe ich den nachentzug noch während der reduktionsphase.

ich kann aktuell nicht klar denken.

Also nochmal ihr reduziert innerhalb von 1-2jahren die kompletten medikamente und landet dann für 1-2 jahre in einem nachentzug.
Ich reduziere 4 jahre und erlebe den nachentzug innerhalb dieser 4 jahre.

Ich hab das nicht bewust gemacht. es warren persönliche gründe. Welche methode jetzt die bessere ist kann ich nicht sagen. Aber insgesamt dauert der entzug + Reduktion schon Jahre

LG Dragon