Hallo liebes Forum,
falls sich jemand von euch fragt, wieso ich seit Wochen abgetaucht bin, möchte ich hier kurz (das heißt wie immer, es wird länger
) einen pieps da lassen.
Ich bekam Mitte Februar Gallenkoliken und bin leider erst dann ins Krankenhaus, als sich noch Fieber dazu gesellte.
Der Chirurg war fassungslos, wie man 10 Tage mit Gallenkoliken aushält, aber ich bin durch die extremen Schmerzen der Trigeminusneuralgie so viel gewöhnt, dass ich die Koliken innerlich irgendwie unter "weniger schlimm" eingeordnet habe.
Nun ja, keinen halben Tag nach Aufnahme in der Notaufnahme wurde ich dann operiert (Gallenblasenentfernung) und bekam im Anschluss leider Fieber und eine Bauchinfektion.
Hohe Entzündungswerte, schlecht gefühlt usw.
Es folgte eine Woche Hochdosis-Antibiotika Infusionen und mit Verzögerung dann Entlassung.
In dieser Zeit, als ich mit hohen Entzündungswerten fieberte, erlitt ich einen Rückfall meiner PTBS und musste noch live miterleben, wie meine Bettnachbarin neben mir in meiner alleinigen Anwesenheit trotz Schreiens meinerseits nach Hilfe (Schwestern, Ärzte) unerwartet verstarb.
Etwa eine Woche versuchte ich mich zu bekrabbeln und auf die Beine zu kommen, als irgendwas passierte. Ich bekam aus dem Nichts eine Blasenentzündung, konnte nichts mehr essen, mein Stuhl war wieder kritzegelb, wieder mehr Schmerzen und Durchfall ohne Ende und dann wieder erhöhte Temperatur, also wieder Notaufnahme.
Einen Tag vorher verstarb auch innerhalb eines dreiviertel tages trotz Not-OP in der Tierklinik Uniklinik Gießen mein Spätzchen (Wellidame) Tiffy
.
Ich lag weitere 5 Tage im Krankenhaus, meine Blutwerte waren völlig durcheinander.
Ich konnte nichts essen (geht immer noch kaum) und was ich aß, kam als gelber Brei (sorry) unten wieder raus.
Ich hing dann an Litern von Infusionslösungen wegen der Blasenentzündung und der Dehydrierung und außerdem hatte ich einen so hohen Natriumwert, dass es kurz vor Lebensgefahr war (178).
Man weiß bis heute nicht, warum die Elektrolyte so entgleist sind und ob es vielleicht ein Laborfehler war, aber der Wert sank dann wieder.
Ich musste mich dann einer sog. tiefen Magenspiegelung unterziehen (Endosono), wo man nachschauen wollte, ob bei der OP vielleicht unbemerkt noch ein kleiner Stein in den Gallengängen geblieben war, aber dies war negativ. Es hätte die Beschwerden erklärt, aber im Nachhinein bin ich froh, dass es das nicht war, denn dies zu entfernen über ERCP ist ein Eingriff, der eine u.U. schwere bis letale Bauchspeicheldrüsenentzündung als Komplikation verursachen kann und bei meinem "Glück" nach OPs in Punkto Infektionen......
Ich wurde also, mit Frust auch bei den Chirurgen, die mir nicht helfen konnten, aber auch traurig über meinen mauen und schwachen Zustand waren (sie haben mich nicht als Psycho behandelt) wieder entlassen.
Nach weiteren 4 Tagen kehrte meine Blasenentzündung erneut zurück, immer wieder Leukos und Blut im Urin, aber bei 3 eingeschickten Laborproben zur Kultur (Urin) kann man seitdem einfach nix Gescheites finden, immer nur Keime der physiologischen Flora.
2 mal weiteres Antibitikum (Eintagesantibiotikum Fosfomycin) brachten auch keine Erleichterung, aber ich habe dafür seitdem trotzdem leicht erhöhte Entzündungswerte im Blut.
Es ist ein Elend Schmerzen zu haben (Druck auf Blase, Harndrang, Tröpfeln, brennen, Ausfluss) und dann wird nix gefunden - man denkt irgendwann man ist blöd.
Aber sowas kann man sich nicht einbilden und auch eine Reizblase kann keine erhöhten Leukozyten im Blut und Leukos / Blut /Hämoglobin im Urin erklären.
Die Ärzte sagen, ich bin immungeschwächt. Da kann man sich blödestenfalls sogar an seiner eigenen normalen Keimflora (Blase, Vagina) anstecken, aber sie haben auch keine Ahnung, welches AB man da noch geben soll, zumal bei mir die Gefahr der Resistenzbildung langsam aber sicher steigt.
Aktuell kümmern sich ein Gynäkologe und eine Urologin um mich, die nun auch mal einen Harnröhrenabstrich genommen hat, weil Harnröhrenentzündungen oft nicht einfach zu behandeln sind.
Ja, das macht Spaß, sich von allen möglichen Ärzten in allen möglichen Körperöffnungen herumstochern zu lassen, mir reicht´s
Ich hoffe so sehr, dass die Ergebnisse noch am Gründonnerstag kommen, sonst bin ich weitere 4-5 Tage in Ungewissheit.
Ich lebe seit der OP bei meiner Mutter, weil ich mir nicht richtig vorstehen kann und schlimme Angst - und Panikattacken habe. Alpträume, Flashbacks, hysterische Anfälle....
Halt eine komplette Retraumatisierung in Vollausprägung, teilweise sogar mit dissoziativen Zuständen.
Ich muss leider vermehrt Benzodiazepine nehmen, es geht nicht ohne.
Wenn die Panik sich so hochsteigert in Hysterie (>ich hab eine Infektion, die Antibiotika greifen nicht ich bekomme eine Sepsis (oder Corona noch dazu), ich krepiere elend auf der Intensivstation und muss sterben< ), dann geht nichts mehr bei mir.
Keine Beruhigungsmethode, keine skills, nichts!
Zudem kommen noch die Erinnerung an die Frau dazu, die vor meinen Augen verstarb und an Tiffy, um die ich durch meinen traumatisierten Zustand bedingt nicht richtig trauern kann.
Ich schreibe heute relativ geordnet, wissend, dass ein Teil meiner Gefühle verdrängt worden ist, um es überhaupt zu können.
Ich wünsche mir ein Happy End.
Ich will nicht wieder ins Krankenhaus. Ich will auch keine Angst vor Corona haben müssen.
Ich sehne mich so sehr danach, dass die Symptome abklingen und ich irgendwann auch wieder halbwegs normal essen und trinken kann; das ist alles sehr schwierig und ich habe zwar ein paar Kilo zu viel auf der Waage, aber die verabschieden sich auch langsam.
Es ist seit 5 Wochen ein anhaltender Kampf und ich bin des Kämpfens müde geworden.
Ich habe es verdient, dass es nun endlich mal bergauf geht; nicht nur das, es ist auch nichts mehr an Resilienz oder sonstwas da, das noch weiter zu ertragen.
Ich bin weder Herkules noch Jesus oder sonstwer, der langmütig alles ertragen kann (auch Jesus hat sehr gehadert und hatte Todesangst). Irgendwann muss es mal gut sein, meint ihr nicht auch?
*hoff*
Passt gut auf euch auf
Jamie