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Infos zur Umstellung von retardiertem auf unretardiertes Quetiapin

Das Ausschleichen von Antidepressiva, Benzodiazepinen und anderen Psychopharmaka kann schwierig und langwierig sein. Hier findet ihr Artikel, die die jahrelange Erfahrung der Teilnehmer widerspiegeln.
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simonb
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Infos zur Umstellung von retardiertem auf unretardiertes Quetiapin

Beitrag von simonb »

Hallo, da diese Fragestellungen immer wieder auftaucht,
hier nun eine kleine Zusammenfassung aus Infos und Erfahrungsberichten:


Die kleinste erhältliche Stärke beim Quetiapin Retard ist 50mg.
Beim unretardierten Quetiapin sind es 25 mg.

Quetiapin retard darf nicht zerbröckelt, zerteilt oder in Wasser aufgelöst werden, unretardiertes darf auf diese Weisen verarbeitet werden.

Die HWZ von retardiertem Quetiapin, (im folgenden Text R-Quetiapin genannt) beträgt ca.: 21 Stunden
und die HWZ von unretardiertem Quetiapin (im folgenden U-Quetiapin genannt) liegt bei ca.: 8 Stunden

Daraus ergibt sich, das die Einnahme von U-Quetiapin 2-3 mal am Tag (mindestens morgens und abends ) erfolgen sollte.
Damit sich aus pharmakologischer Sicht, ein möglichst gleichbleibender Dosisspiegel im Blut aufbaut.

U-Quetiapin sediert sehr stark, und macht (morgens eingenommen) u.U. sehr müde, für diesen Fall, kann man den größeren Teil der Dosis abends nehmen, und den kleineren Teil morgens.
Es kann aber auch sein, das sich der Organismus an die morgendliche Gabe gewöhnt.

Wenn man generell sensibel reagiert kann man 2-3 Einnahmezeitpunkte wählen , und dann später an jeder Dosis gleichmässig reduzieren.
Für sensible Menschen reicht ein nur zweimaliges oder sogar nur einmaliges Einnahme-Schema beim U-Quetiapins manchmal nicht aus.

Manch andere können aber nach und nach ausschließlich an der morgendlichen Dosis reduzieren, (nach der 10% Regel von der Gesamtdosis)
bis diese vollständig ausgeschlichen ist.
Manche Foris kommen nach einer anfänglichen Umstellungsphase auch ganz ohne die morgendliche Dosis aus, und nehmen immer alles abends
(das scheint aber eher die Ausnahme zu sein).

Besonders gut scheint das zu funktionieren, wenn man darüber hinaus auch noch R-Quetiapin im System hat, da dieses ja stabil über fast 24 Stunden wirkt.

Wenn man noch R-Quetiapin einnimmt, sollte man dieses am Tag vor der Umstellung noch ganz normal einnehmen.
Und am Tag darauf dann morgens schon mit der Einnahme des U-Quetiapins beginnen.
Man sollte erst mit dem reduzieren beginnen, wenn man die Umstellung gut gemeistert hat, da auch diese Stress fürs ZNS sein kann.
Der Richtwert für die Umstellung sind ca 4 Wochen.

Beispiele und Fragen:
Ausgangsdosis 100mg retardiertes Quetiapin, Einnahmezeitpunkt abends.


Umstellung auf 50mg retard und 2mal 25mg unretardiert:

1. Tag: 25-0-25+50(retard)

Ich bin morgens nach der Einnahme des U-Quetiapins furchtbar müde:

Generell andere Verteilung der Dosis über den Tag:

12,5-0-37,5+50(retard)

oder
12,5-12,5-25+50(retard)

oder leichte Reduktion morgens (ca.10% der Gesamtdosis) sollte aber erst nach der Umstellung erfolgen.
15-0-25+50(retard)


Ich fühle mich über Tag furchtbar entzügig, oder ich bin generell sehr sensibel bei Umstellungen/Reduktionen:


Hier wäre es gut , die Dosis gleichmässig über den Tag zu verteilen, und dann auch immer relativ gleichmäßig zu reduzieren, d.h z.b. morgens,mittags abends

25-0-25+50(retard)
oder
12,5-12,5-25+50(retard)


Reduktionen können nach der Umstellung an jeder beliebigen Einnahme-Dosis durchgeführt werden.(Am besten mit der Wasserlösemethode alternativ auch mit Feinwaage). Um kleinere Dosierungen als 25 mg herzustellen, bietet es sich uU auch an U-Quetiapin Tabletten in der 50 er Stärke zu verwenden.Diese sollen sich im Wasser wohl besser lösen, als die 25 mg Tabletten.
Bitte Reduktionen nur am U-Quetiapin, und keinesfalls am R-Quetiapin vornehmen.

Mögliche Nw der Umstellung:
Berichtet wurden ua Schwindel, Übelkeit, Durchfall, kalter Schweiß, Angst, Unruhe.
Einige haben die Umstellung aber auch ohne grosse Probleme vertragen.

Nachdem das U-Quetiapin vollständig reduziert wurde, kann dann wieder wie oben das Retard- Präparates auf die unretardierte Variante umgestellt werden.

Das ganze Thema der Umstellung ist sehr individuell, und man muss ein bisschen ausprobieren, wie es am besten passt,
es ist aber definitiv machbar.

Bitte schreibt hier als Antwort eure Erfahrungen mit der Umstellung von R-Quetiapin auf U-Quetiapin.
Ergänzungen, Anregungen oder Kritik sind auch willkommen.

Viele Grüße Simon
Blumenwiese
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Re: Infos zur Umstellung von retardiertem auf unretardiertes Quetiapin

Beitrag von Blumenwiese »

Lieber Simon,

Da hast du dir ja richtig viel Mühe gemacht! Danke dafür. :)

Ich möchte noch ergänzen, dass unretardiertes Quetiapin schlecht wasserlöslich ist.

"Löslichkeit:
- Sehr schwer löslich in Diethylether (Quetiapin)[5]
- schwer löslich in Wasser (Quetiapin)[5]
- löslich in 0,1 N Salzsäure (Quetiapin·Hemifumarat)[4]"

Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Quetiapin

Ich würde daher eher die Feinwaage empfehlen oder die Herstellung von Kapseln in der Apotheke. Wobei ich aber das Gefühl hab, dass das Quetiapin in den Kapseln anders flutet und auch nochmal Unstellungssymtome machen kann.

EDIT: Ich hab gerade gesehen, dass du nochmal einen neuen Thread für das Umstellungsthema gemacht hast. Vielleicht könnte man diesen mit den schon bestehenden zusammenfügen?
Liebe Grüße
B L U M E N W I E S E


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Blumenwiese
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Re: Infos zur Umstellung von retardiertem auf unretardiertes Quetiapin

Beitrag von Blumenwiese »

Hallo liebe Foris :group:

Für alle, denen die Umstellung von Quetiapin Retard zu unretardiert noch bevorsteht, poste ich hier meine Erfahrung dazu.
(gepostet am 31.01.2020)

Meine Erfahrung zur Umstellung von 50 mg Quetiapin Retard zu 50 mg unretardiert:

Da 50 mg Retard so wirken sollen wie 2x25 mg unretardiert, hab ich auf 25-0-0-25 umgestellt.
(Quelle:
https://www.deutsche-apotheker-zeitung. ... ittherapie )

Tag 1:
25 mg um 22 Uhr:
Nach 1 Stunde: Schwindel und leichte Übelkeit
Nach ca. 6 Stunden: Starker Schwindel und Übelkeit, Durchfall, kalter Schweiß, Angst, Unruhe (Einnahme von MCP gegen Übelkeit nötig)
Nach ca. 11 Stunden: Symptome fast verschwunden.

Tag 2:
25 mg um 10 Uhr:
Leichte Übelkeit und Schwindel.
Nach ca. 8 Stunden: symptomfrei

25 mg um 22 Uhr:
Keine Symptome mehr

Fazit:
Die ersten 11 Stunden nach der Ersteinnahme waren Horror und ich musste die Übelkeit und den Schwindel mit MCP behandeln und selbst das half bei weitem nicht ausreichend. Danach verbesserten sich die Nebenwirkungen der Umstellung rasch und nach nicht mal 24 Stunden war ich symptomfrei.



Ergänzung (30.7.2020): Ich habe am Abend vor der Umstellung die letzte 50 mg Retard genommen und dann am Folgetag erst Abends die erste 25 mg unretardiert genommen, da die Retard ja noch bis zum Abend wirkt. D.h. ich hab mich anstatt für eine Höherdosierung am Umstellungstag für eine (möglicherweise) Unterdosierung entschieden. Ich bin damit immer gut gefahren, solange ich noch mindestens eine Retardtablette nahm. Die starken Symptome bei Umstellung kamen erst, als ich die Retard komplett wegließ.

Das Problem war bei mir vermutlich auch kein Absetzsymptom, sondern ein Problem mit dem Fluten des unretardierten Quetiapins. Denn die Symptome ließen nach, je länger die Einnahme her war. So hatte ich kaum noch Symptome 11 Stunden nach der ersten Einnahme. Nach insgesamt 12 Stunden nahm ich die nächste und bekam wieder Symptome. Aber schwächer als bei der ersten.

Bei vorherigen Umstellungen, wo ich noch die Retard nahm, hab ich IMMER auch gleich reduziert bei der Umstellung. Daher waren wohl die Nebenwirkungen weniger heftig. Aber auch bei vorherigen Reduktionen ließen die Absetzsymptome bei mir immer nach, je weiter ich das kombinierte unretardierte Quetiapin reduzierte. Deswegen vermute ich, dass ein Teil der Absetzsymptome vielleicht auch Nebenwirkungen waren.

Also, nicht nur die Wirkung (z.B. Sedierung) scheint beim unretardierten stärker zu sein, sondern auch die Nebenwirkungen. Ich hatte stärkere Schmerzen und mehr Gewichtszunahme als bei 300 mg Retard.
Zuletzt geändert von Straycat am 10.09.2020 11:17, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Formatierung nach Forenupdate wieder hergestellt
Liebe Grüße
B L U M E N W I E S E


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Re: Infos zur Umstellung von retardiertem auf unretardiertes Quetiapin

Beitrag von Anni83 »

Hallo ,
kann man das Quetiapin im Wasser auflösen?
Vielen Dank und viele Grüße Anne
simonb
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Re: Infos zur Umstellung von retardiertem auf unretardiertes Quetiapin

Beitrag von simonb »

Hallo Anni,

oben in meinem Artikel steht, das man Quetiapin retard nicht lösen darf! Aber unretardiertes kann man lösen.
Es wurde von verschiedenen Menschen berichtet, das die 50 er unretard besser löslich seien als die 25 er.
Das ist wohl auch von Firma zu Firma verschieden , wie gut es sich löst.

Ich habe 25 er Filmtabletten von neuraxpharm (nur als Beispiel) diese lösen sich sehr gut.
Ich wäre auch sehr interessiert daran, wenn weitere Quetiapin Hersteller entdeckt werden, von denen sich die Filmtabletten 25 er gut lösen lassen.
Neurax hat wohl auch bis Mitte Oktober noch Lieferschwierigkeiten.

LG Simon
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Anni83

Re: Infos zur Umstellung von retardiertem auf unretardiertes Quetiapin

Beitrag von Anni83 »

Hallo Simon,
Gibt es ein Bild wo man die Rezeptor Belegung von Quetiapin sehen kann?
LG Anne
Straycat
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Re: Infos zur Umstellung von retardiertem auf unretardiertes Quetiapin

Beitrag von Straycat »

Hallo Anne,

ich bin zwar nicht Simon, aber antworte dir mal ;-)
Hier in diesem Thread findest du Links zur Rezeptorenbelegung bei verschiedenen NL: https://www.adfd.org/austausch/viewtopi ... 32&t=14293

Liebe Grüße,
Cat
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Re: Infos zur Umstellung von retardiertem auf unretardiertes Quetiapin

Beitrag von simonb »

Hallo,

Ich habe ja vor einiger Zeit die 50mg retard auf 2 mal 25 Filmtablette umgestellt.
Ich habe die 50 er retard immer abends genommen , so auch am Vorabend der Umstellung.

Am Tag der Umstellung habe ich dann direkt morgens eine 25 er Tablette genommen und abends die nächste 25 er .

Um einen leichten Überschuß am Quetiapin zu haben, denke das ist besser als bei der Umstellung schon in den Entzug zu kommen...

Ich habe mir für die Umstellung nur 10 Tage Zeit genommen, und danach weiter reduziert.

Normalerweise empfehlen wir sich für die Umstellung ca 4- 6 Wochen Zeit zu nehmen, und erst darauffolgend zu reduzieren.

Ich habe mich auf mein Gefühl verlassen, und als ich mich wieder gut fühlte , weiter reduziert.

LG Simon
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"Weniger ist mehr im Entzug" ( meine Meinung zu Nems)
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