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Absetzverfahren/ Microtapering

Verfasst: 03.10.2015 18:23
von Lana19
Mir geht seit ein paar Tagen etwas im Kopf rum und ich habe nichts gefunden hier, ob darüber schonmal diskutiert wurde.
Folgendes: Hier gilt ja die "Regel" 10 % absetzen über 4-6 Wochen. Nun frage ich mich....was würde passieren wenn man stattdessen jeden Tag minimal absetzen würde, gerade soviel, dass es nach 4-6 Wochen auch den 10% entsprechen würde??

Wenn ich mir dabei eure vielerwähntes Beispiel mit der Rose und dem Rankgitter vorstelle dann wäre es nach der 10% Regel so, das alle 4-6 Wochen bespielsweise eine Gerüststrebe weggenommen wird und die Rose dann eben genügend Zeit (4-6 Wochen) braucht, um ohne diese Stütze zu halten.Da hat die Rose in den ersten Tagen erstmal vermehrt Probleme, verständlich!

Wenn nun aber jeden Tag nur minimal dieser Stütze weggenommen werden würde, käme die Rose damit nicht noch besser zurecht?

Kann man verstehen was meine Gedanken sind?

Re: Absetzverfahren

Verfasst: 03.10.2015 21:49
von padma
liebe Lana, :)

diese Methode gibt es und heisst Microtapering. http://www.adfd.org/austausch/viewtopic ... 14#p106314
Empfohlen wird alle 4 - 5 Tage minimal zu reduzieren, insgesamt nicht mehr als nach der 10 % Regel. Es ist eine alternative Vorgehensweise, die aber nicht von jedem vertragen wird.

Jeden Tag zu reduzieren wird nicht empfohlen, da dass ZNS immer auf einer Dosis etwas Zeit haben sollte. Allerdings scheinen manche auch mit einer täglichen Reduktion zurecht zu kommen.

Ich würde deinen thread gerne in Microtapering umbenennen, vielleicht könnten wir dann hier Erfahrungen dazu sammeln. Wäre das okay?

liebe Grüsse,
padma

Re: Absetzverfahren

Verfasst: 04.10.2015 10:17
von Lana19
Mmmmhhhh. Ok.
Da weiß ich jetzt nicht ob das was für mich ist....
Mir würde es halt irgendwie besser gehen wenn ich öfter reduzieren kann, egal wieviel, nur weniger. Fürs Gefühl.

Klar kannst du es umbenennen!

Re: Absetzverfahren

Verfasst: 04.10.2015 11:24
von LinLina
Hallo,

wäre schön wenn wir irgendwann eine Formel entwickeln könnten. Etwa so:

persönliche Sensibilität des Nervensystems (S) * Einnahmedauer (D)* (spezifischer Medikamentenkoeffizient (M) = min. Zeitspanne zwischen Absetzschritten(t)/max. Dosisreduktion(r)

=>> bis dahin muss man wohl rumprobieren :-(

Ich weiß auch noch nicht was für mich besser ist, kurze und kleine oder lange und größere Schritte. Ich glaube eher kurz und klein (Richtung Microtapering) aber trotzdem allermindestens 2-3 Wochen zwischen den Schritten. Es darf jedenfalls eine Mindestdauer nicht unter - und eine höchst Reduktionsdosis nicht überschreiten sonst gehts daneben :-( Bin auch immer so ungeduldig wenn ich nicht schneller reduzieren kann. Ich freu mich immer drauf, neben der Angst, und bin enttäuscht wenn ich noch nicht "darf"...

lg Lina

Re: Absetzverfahren/ Microtapering

Verfasst: 13.10.2015 17:48
von pajes
Hallo,
ich mache das Microtapering schon sehr lange, nachdem ich die hohen Dosen von Rivotril und Opipramol schneller absetzte. Fazit: weniger bis keine Entzugssymptome,weniger "drüber nachdenken", einfach machen.

Dauert zwar sehr lange :schnecke: :schnecke: , dafür meines Erachtens weniger Stress. Für den unteren Bereich der Dosierung und bei entzugsempfindlichen Menschen wie bei mir absolut vorteilshafter.
Liebe Gruesse, pajes

Re: Absetzverfahren/ Microtapering

Verfasst: 29.08.2018 22:12
von annemika
Hallo! Wer macht aktuell Micro-tapering? Ich möchte probieren nur 5 Prozent der Dosis alle zwei Wochen zu reduzieren. Was meint ihr? Gruß Annemika

Erfahrungsaustausch: Micro-tapering - in Minischritten zum Erfolg ?

Verfasst: 30.09.2018 14:42
von Ululu
Hier möchten wir Erfahrungen mit Micro-tapering sammeln.
Was heißt Micro-tapering?

Es gibt im Forum "Surviving Antidepressants" (SA) viel Diskussion um eine Methode, die sich Mikro-tapering / Microtapering nennt, bei dem man also sehr kleine Absetzschritte (manche sogar weniger als 0,1 mg) macht, dafür in kürzeren Zeitabständen.

Das geht oft nicht schneller als eine 10% oder 5% Reduktion (soll es auch nicht!), aber für Menschen, deren Nervensystem extrem sensibel ist, ist es möglicherweise zuträglicher als "relativ große" Absetzschritte.

Nur wer individuell seine Muster des Entzugssyndroms / seine Symptome und seine persönliche Toleranzschwelle des zentralen Nervensystems versteht, sollte dies versuchen.
Es erfordert relativ viel Erfahrung.
Wie bei allen Absetzverläufen sollte bei auftretenden Entzugssymptomen noch langsamer reduziert werden oder die aktuelle Dosis gehalten werden, um das zentrale Nervensystem zu stabilisieren.

Ferner ist darauf zu achten, dass Microtapern nicht bedeutet, nie Pause zu machen.
Auch Surviving Antidepressants empfiehlt, wenn man zB 2 Wochen hintereinander jeden Tag eine mini-Menge der Dosis weggelassen hat, sogenannte Stabilisierungswochen / Pausen einzulegen (zB 2 Wochen).
Auch deshalb, weil gerade beim Microtapern die Gefahr besteht, dass sich Entzugssymptome erst nachgelagert melden und zwischenzeitlich kumulieren könnten.

Flüssige Lösungen können beim Micro-tapering hilfreich sein, denn sie erlauben sehr abgestuftes, kontrolliertes Absetzen.
Manche Psychopharmaka gibt es in flüssiger Form, ggf. ist auch eine Apotheke bereit, dies herzustellen. Andere Psychopharmaka können zuhause selbst in flüssige Form gebracht werden (Wasserlösemethode).

Quelle und Copyright Altostrata, übersetzt, angepasst und ergänzt vom Team des ADFD

Re: Micro-tapering in Minischritten zum Erfolg ?

Verfasst: 10.10.2018 08:27
von lunetta
Hallo!

Ich setze 2 Medis (Mirtazapin und Zolpidem), mit der Wasserlösemethode ab und Venlafxin mit Microtapering.

Das hat sich bei mir so ergeben, dass ich Venla nur so nebenher absetze, da wollte ich ursprünglich nichts dran schrauben, weil man ja nicht 2 Medis zur gleichen Zeit absetzen soll, aber ich wollte einfach das Gefühl haben, es tut sich auch bei Venla etwas in Richtung 0;)

Deshalb habe ich begonnen mit einem ganz feinen Messer nur einen Hauch der Tabl. (unret.) abzuschaben, und das für ein paar Wochen zu halten.
Dann noch ein Hauch mehr, usw. am Anfang hat man kaum gemerkt dass die Tabl. kleiner wird.
Zischen durch habe ich diese abgeschabten Tabl. immer wieder nachgewogen, nur um zu schauen wieviel ich da wegschabe - es war immer nur ca, 0,2- 0,3 mg.
Das für sicher 2-3 Monate. Das habe ich zu diesem Zeitpunkt gar nicht in meine Signatur geschrieben, weil von den 25 mg kaum weniger geworden waren, aber ich für mich hatte das Gefühl - auch bei diesem Medikament tu ich was, dass es weniger wird, auch wenn es nur mikroskopisch ist.

Dann wurde ich mutiger, und habe mal solange geschabt bis 1 mg weg war (also umgerechnet von der Ausgangsdosis, nicht vom Tabl. gewicht, nur damit ich ein Gefühl bekomme, wieviel Tabl.staub das ist.

Man bekommt das relativ schnell ins Gefühl wieviel das ist, und das habe ich wieder für ein paar Wochen so gemacht.

Dann wieder durch Wiegen ein weiteres mg eruiert wieviel ich da wegschaben muß, usw.

Habe das immer alle paar Wochen gemacht.

Trotzdem habe ich mit Microtapering Venla von 25 mg auf 3 mg reduziert in den letzten paar Jahren, ohne dass ich es groß gemerkt habe.
Wenn ich natürlich Symptome hab - kann es sein dass es von Mirta oder vom Venla kommt - aber es bleibt letztendlich egal, solange es in Grenzen bleibt und mich nicht völlig ausknockt, ist es tolerierbar.

Prinzipiell raten wir NICHT dazu 2 Medikamente parallel auszuschleichen, aber wenn es jemand mit Microtapering versuchen will, und hier auch eine gewisse Genauigkeit hat, also immer wieder nachwiegt und recht genau abschabt, dann ist es bei höheren Dosierungen noch machbar.

Ich bin bei den niedrigen nun an einem Punkt angelangt, wo ich den verbliebenen Winzbrösel täglich wiege, da man bei Tabl.splittern von 1-2 mm Größe keine genaue Menge mehr sagen kann. Und grade nach unten zu sollte noch langsamer und genauer abdosiert werden.

Ich werde nun auch bald bei Venla beginnen mit der Wasserlösemethode, um auch nach unten hin genau zu bleiben.

LG

Re: Micro-tapering in Minischritten zum Erfolg ?

Verfasst: 30.11.2018 18:28
von padma
von annemika:
Ich reduziere seit Juli 2018 mit der Wasserlösmethode die bis dahin verbliebenen 25 mg meines Sulpirids. Da es mir durch die 10%ige Reduzierung einige Tage nicht so gut ging (Absetzsymptome), bin ich auf das MIcrotapering umgestiegen. Ich reduziere 2,5% jede Woche und komme so auch auf 10% im Monat. Dieses MIcrotapering habe ich dann bis jetzt nicht gespürt und es ging mir richtig gut. Ich bin jetzt bei ca. 12,5 mg angelangt und werde jetzt vermutlich langsamer weitermachen müssen, da ich vor einigen Tagen wieder Herzbeschwerden bekam (eines meiner Absetzsymptome). Zudem werde ich jetzt umstellen müssen, die verbliebene Restmenge aus der Spritze zu trinken, da das Aufziehen jetzt immer schwerer geht. Viel ist ja von den ehemals 50ml nicht mehr im Glas. Ich habe vor den letzten Schritten doch einen großen Respekt, weil ich bisher ja immer scheiterte. Wahrscheinlich wird es noch eine Zeit dauern, obwohl es nur mehr ein paar Brösel sind. Kaum zu glauben, was diese paar mg, die auf einer Feinwaage so gut wie nichts mehr wiegen, ausmachen.
viewtopic.php?p=280526#p280526

Re: Erfahrungsaustausch: Micro-tapering - in Minischritten zum Erfolg ?

Verfasst: 01.08.2020 19:27
von Felia
Hallo liebe Forumsmitglieder,
ich möchte euch von meinen ersten Schritten mit der brassmonkey Methode berichten:
Felia hat geschrieben: 01.08.2020 18:20 Hallo ihr Lieben,
Ich wollte euch mal wieder von meinem Verlauf Rückmeldung geben.
Ich entziehe jetzt nach der brassmonkey Methode immer 2,5 Prozent weniger. Normalerweise senkt man die 2,5 % jede Woche. Ich hab mich aber dafür entschieden erst alle 2 Wochen zu reduzieren. Letzten Montag habe ich das 2. Mal 2,5 Prozent vom letzten Stand reduziert.
Nun, ich muss sagen: Symptome hab ich leider trotzdem.
Allerdings ist die Unruhe die mich sonst geplagt hat deutlich schwächer ausgeprägt.
Was mich allerdings trotzdem "heimsucht" ist Erschöpfung leider...aber gut Absetzen ist schwere Arbeit für den Körper...und Stimmungsschwankungen und immer mal wieder Kopfschmerzen. Der Blutdruck ist auch wieder leicht angestiegen aber nicht so massiv wie sonst....im Prinzip alle Symptome nur nicht so stark....besonders die Unruhe ist deutlich schwächer zu verspüren.
Natürlich wäre es mir lieber ich hätte gar keine Symptome aber ich werde wohl bei jedem Schritt welche haben.
Ich übe mich in Akzeptanz.
Naja stimmt nicht ganz: ich habe keine Alpträume, keine Muskelzuckungen und sehstörungen nur minimal ausgeprägt plus unruhe deutlich weniger, also insgesamt schon sehr reduzierte Symptome bisher LG Felia

Re: Erfahrungsaustausch: Micro-tapering - in Minischritten zum Erfolg ?

Verfasst: 10.02.2021 11:59
von padma
hallo,

hier noch ein erklärender Beitrag von Stracat:
Straycat hat geschrieben: 08.02.2021 20:19 beim Mictotapering teilst du die 10%-Reduktion quasi auf kleine Schritte auf und reduzierst dafür in kürzeren Abständen.
Wichtig ist aber, dass wenn du insgesamt 10% reduziert hast, eine längere Pause von 4-6 Wochen einlegst.

Also ein MT-Reduktionsplan könnte zB so aussehen:
Woche 1: minus 2,5%
Woche 2: minus 2,5%
Woche 3: minus 2,5%
Woche 4: minus 2,5%
Woche 5: Pause
Woche 6: Pause
Woche 7: Pause
Woche 8: Pause
Woche 9: evtl. noch Pause
Woche 10: evtl. noch Pause

Schneller ist man mit Microtapering also nicht wirklich, aber manche Betroffene vertragen die mehrmaligen kleinen Reduktionen besser, als die einmalige 10%-Reduktion.

Ich habe das MT einmal selbst ausprobiert - bei mir war es nicht wirklich besser als mit den einmaligen 10% Reduktionen. Aber das ist - wie so vieles - individuell sehr unterschiedlich, wie es vertragen wird.

Liebe Grüße,
Cat